Pressemitteilung: Abschiebezentrum am Flughafen BER verhindern!

07.02.2022: Am Flughafen BER in Brandenburg soll ein neues Abschiebezentrum entstehen, in dem bis zu 120 Menschen inhaftiert werden können. Mit dem Bau soll noch in diesem Jahr begonnen werden, die Fertigstellung ist für das Jahr 2025 geplant. Um diese Pläne zu stoppen, hat sich das Bündnis „Abschiebezentrum BER verhindern“ gebildet. Eine erste Demonstration findet am Mittwoch, den 9. Februar in Schönefeld statt. Die Route geht von der S-Bahn Station Schönefeld (16:45 Uhr) bis zur Endkundgebung am Rathaus Schönefeld um 17:45 Uhr (Hans-Grade-Allee 11). Die Gegner*innen des Abschiebezentrums möchten den Druck auf die Kommunalpolitiker*innen erhöhen, die zur gleichen Zeit eine Sitzung in der Schönefelder Gemeindevertretung abhalten. Denn der Beschluss der Baupläne steht noch aus.

Im August 2021 kündigte das Brandenburgische Innenministerium an, in Schönefeld ein so genanntes „Ein- und Ausreisezentrum am Flughafen BER“ zu bauen. Auf einer Fläche von 4 Hektar sollen Gebäude für Ankunft, Transit, Gewahrsam und Rückführungen entstehen. Am Flughafen BER gibt es bereits eine Einrichtung, in der Menschen vor ihrer Abschiebung bis zu 48 Stunden festgesetzt werden können: Der „Ausreisegewahrsam Schönefeld“. Das neue Abschiebezentrum würde die Haftkapazitäten massiv erweitern. Das Zentrum soll auf dem Gelände nördlich des jetzigen Ausreisegewahrsams gebaut werden.

Laut Alexis Martel, Pressesprecherin des Bündnisses „Abschiebezentrum BER verhindern“, „ist jede Form von Abschiebung und Inhaftierung ein gewaltvoller und zutiefst rassistischer Akt, den die Regierenden versuchen zu normalisieren, zu beschönigen oder unsichtbar zu machen. Durch den Zwang zur Erlangung von Visa und Aufenthaltstiteln, durch exklusive Asylverfahren und die Einweisung von Migrant*innen in Lager und Abschiebehafteinrichtungen wird Schwarzen Menschen und People of Color systematisch ein selbstbestimmtes Leben und die freie Wahl ihres Aufenthaltsortes verweigert. Deshalb werden wir uns gegen dieses neue Abschiebezentrum und gegen jede Inhaftierung oder Abschiebung von Menschen wehren“.

Das neue Abschiebegefängnis wird, wie bereits jetzt, einen Ort für Ausreisegewahrsam beinhalten, in dem Menschen für maximal zehn Tage vor ihrer Abschiebung inhaftiert werden können (§ 62b AufenthG). Außerdem wird es ein Transitgebäude geben, in dem mindestens zwei weitere Formen der Inhaftierung stattfinden werden: Erstens werden Menschen, die bei ihrer Ankunft am Flughafen BER einen Asylantrag stellen, in einem unfairen Asyl-Schnellverfahren mit erschwertem Zugang zu unabhängiger Rechtsberatung oder Unterstützung vor Ort festgehalten (§ 18a Abs. 1 AsylG). Durch dieses Flughafen-Asylverfahren können ganze Familien – inklusive Kinder – wochenlang legal inhaftiert werden. Zweitens können Menschen bei der Einreise mit dem Flugzeug im Transitgebäude inhaftiert werden, noch bevor sie deutsches Territorium betreten und ihr Recht auf Asyl geltend machen können (§ 15 Abs. 6 AufenthG).

Der bisherige Planungsprozess war in hohem Maße intransparent und undemokratisch: Der Brandenburger Landtag wurde bei der Planung des Projekts umgangen. Derzeit wird davon ausgegangen, dass ein*e private*r Investor*in mit dem Bau des Zentrums beauftragt und das Gebäude erst nach Fertigstellung an das Land Brandenburg vermietet werden soll. Auf diese Weise wird vermieden, das Parlament um die Bereitstellung von Haushaltsmitteln zu bitten.

Mit dem Bau des Flughafens BER wurde der alte Schönefelder Flughafen zum BER Terminal 5 und wird seitdem hauptsächlich für Massenabschiebungen per Charterflüge genutzt. Alexis Martel kommentiert:

„Der Name Schönefeld wird schon jetzt sehr stark mit Abschiebungen assoziiert. Fast jede Woche starten vom Schönefelder Flughafen Charterflüge zur Durchführung von Massenabschiebungen. Ein neues Abschiebezentrum wäre der letzte Tropfen, der Schönefeld bundesweit als Abschiebestadt bekannt macht“.

Für das Bündnis „Abschiebezentrum BER verhindern“ ist klar: „Wir werden ein Abschiebezentrum am Flughafen BER nicht akzeptieren und so lange dagegen demonstrieren, bis die Pläne gestoppt werden!“

Pressekontakt:

Alexis Martel (Sprecher*in des Bündnis „Abschiebezentrum BER verhindern“)
stopdeportationcenterber@riseup.net

Mustafa Hussien (Flüchtlingsrat Brandenburg)
hussien@fluechtlingsrat-brandenburg.de

Unterzeichnende Organisationen:

Abolish Frontex
Balkanbrücke
borderline europe
Culture of deportation
Flüchtlingsrat Brandenburg
Flüchtlingsrat Berlin
Justizwatch
Migrantifa
NoMoreMorias
No Border Assembly
No Nation Truck
Perspektive Selbstverwaltung
Schlafplatzorga
Seebrücke Berlin
Seebrücke Potsdam
Sea Watch
We’ll Come United
Wir Packen’s An
Women in Exile
Alarm Phone

Weitere Informationen:

Flüchtlingsrat Brandenburg (17.09.2021): „Flüchtlingsrat Brandenburg kritisiert geplantes Vorzeige-Abschiebe-Zentrum am BER“: https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/fluechtlingsrat-brandenburg-kritisiert-geplantes-vorzeige-abschiebe-zentrum-am-ber/
Bundesministerium des Innern und für Heimat (26.10.2021): „Ein- und Ausreisezentrum am Flughafen BER. Bund und Land machen den Weg frei.“ https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2021/10/ber-ein-ausreisezentrum.html
No Border Assembly (2022): „Abschiebezentrum BER verhindern. Demo und Kundgebung am 9. Februar in Schönefeld“: https://noborderassembly.blackblogs.org/de/abschiebezentrum-ber-verhindern/
Landtag Brandenburg (18.10.2021): „Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr.
1561″: https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/ELVIS/parladoku/w7/drs/ab_4300/4377.pdf